16.Jahrhunderts fortwährend. Immer neue Lehrwerke beschäftigten sich mit der Kunst der Handhabung von Schwertern, Zweihändern, Degen und Rapieren, Stangen, Hellebarden, Dusseggen und Dolchen und beeinflußten die Fechtlehre immer wieder neu. Besonders das 1570 erschienene Werk Joachim Meyers aus Straßburg war richtungsweisend, brachte es doch erstmalig ein klares Bild vom Fechten mit dem reinen Stoßdegen, auch als Rapier bezeichnet. Hier wurde ebenfalls eine wesentliche Neuerung, die als sehr wichtiges Element auch noch den heutigen Fechtern dient, eingeführt, nämlich der regelrechte Ausfall mit dem vorwärtsrücken des rechten Fußes und vorstrecken der rechten Schulter sowie des rechten Armes zum geraden Stoß. Nebeneinander her kamen die italienische, die französische und die spanische Fechtschule auf, wobei in Deutschland nicht zuletzt durch das Werk Meyers die italienische Fechtschule bevorzugt wurde.
Das 16.Jahrhundert war auch das Jahrhundert der Duelle. Von Frankreich her sich allmählich nach Deutschland ausbreitend, entwickelte sich das Duellwesen besonders in den Kreisen des Adels schnell zu einer Seuche, die bald zu Verboten mit strengen Strafen führte. Der Adel sah, wie bereits erwähnt, im Duell eine standesgemäße und passende Möglichkeit zur Ausübung der Fechtkunst, während sich die bürgerlichen Fechtschulen mehr mit der Seite der Körperertüchtigung und der eigentlichen Kunst, eine Blankwaffe zu führen, beschäftigten.
Träger der Fechtschulen in Deutschland waren neben den schon genannten Marxbrüdern die erst Ende des 16. Jahrhunderts nachweisbaren Federfechter (Feder = leichter Degen). Gelehrt wurde das Fechten von ausgebildeten und geprüften Meistern des Schwertes in den Fechtgesellschaften der Zünfte in den Städten, die damit auch als Vorläufer der heutigen Sportvereine angesehen werden können. Die Marxbrüder und die Federfechter als überregionale Verbände führten an Festtagen Wettkämpfe durch, bei denen ein strenges Reglement und Zeremoniell eingehalten wurde.
Auch im 17.Jahrhundert setzt sich diese Entwicklung so fort, nur etwas gebremst durch die Wirren und Folgen des 30-jährigen Krieges. Die Fechtschulen waren trotz bürgerlicher Ursprünge hoffähig geworden, und auch der Adel sah das Fechten zu Fuß wieder als Kunst an und beteiligte sich an der sportlichen Betätigung der bürgerlichen Zünfte und Wehren. Vor allem jedoch die Städte und deren in Zünften gegliederte Strukturen hatten unter den Nachwirkungen des langen Krieges sehr zu leiden, so daß es Adelige und nicht die bürgerlichen Fechter waren, die die Fechtkunst wiederbelebten und das Fechten als festen Teil der Nachwuchsausbildung pflegten. Das Fechten wurde zum Erziehungsmittel für ein ritterlich-galantes Benehmen. Der sportliche wettkampfgedanke war in den Hintergrund getreten. Das Tragen von Degen wurde zum Statussymbol für Adel, Offiziere und bald auch für Studenten. Die französische Schule, die das Fechten mit den leichten Degen für den Stoß, dem Florett, in den Vordergrund rückte, war nun allgemein beliebt und wurde während des 18.Jahrhunderts vorrangig gelehrt, was auch den allgemeinen Zeitgeist entsprach. Das Duellwesen blühte in diesem Jahrhundert ebenso, während das sportliche Fechten hauptsächlich wohl an den Universitäten praktiziert wurde. Allerdings war es im 18. Jahrhundert eher eine Ausnahme, wenn Bürgerliche fochten.
Bis gegen Mitte des 19.Jahrhunderts galten Unterweisung und Übung der Fechtkunst nach überlieferter Sitte vornehmlich als Ausbildung zum Streitkampf; man wollte bereit sein, wenn ein Duell unumgänglich wurde. Danach trat aber eine Wandlung zum Fechten als friedlichen Sport ein. Zur Lehre Friedrich Jahns gehörte die Kampfübung Fechten als fester Bestandteil des von ihm geschaffenen ,,Turnens". Das Fechten wurde aus dem Adelsprivileg der beiden vorangegangenen Jahrhunderte herausgelöst und zu einer Sache aller Stände gemacht. Ausdrücklich wurde die Tradition der Marxbrüder und Federfechter wieder hervor geholt und zum Leitziel erkoren. Gleichzeitig erfolgte die Trennung zwischen dem aufkommenden Sportfechten und dem studentischen Fechten, das mit schwerer Schutzbekleidung und unbeweglicher Frontalstellung nichts mehr mit der Fechtkunst zu tun hatte. Die Wandlung zum Sport erkannte man daran, daß einerseits die Fechter besondere Bekleidung zu tragen begannen und der Degen, der bis dahin alltäglich zu den zivilen Kleidern getragen wurde, nur noch zur Ausübung von Leibesübungen hervorgeholt wurde.
Der Neuaufbau des Fechtens als Sportfechten erfolgte in den jetzt überall gegründeten Sport-und Fechtvereinen. Der erste in Deutschland, gefolgt von Offenbach und Frankfurt am Main, war der Fechtklub Hannover von 1862. Bald war das Interesse überall recht groß, was schließlich auch zur Gründung einer Fechtabteilung bei der Turngemeinde 1859 Schwenningen führte.
Hansjörg Manz